Ende des 19. Jahrhunderts war die Bebauung auf dem nördlichen Teil der Elbinsel Veddel dominiert durch Gründerzeithäuser mit Einzelhandelsgeschäften, Kleingewerbebetrieben und Gastwirtschaften.
1896 wurde hier das „Ballhaus zur Elbbrücke“ mit seinem Ballsaal eröffnet. Unter wechselnden Betreibern existierte es bis 1921. Im Anschluss war in den Räumlichkeiten bis 1964 das Hamburger Hauptpostamt 28 und die Ortsvermittlungsstelle 38 untergebracht.
Das ursprüngliche Ballhaus war Teil eines vitalen Wohn- und Ausflugsquartier zwischen den Elbbrücken, das von einigen Zeitgenossen sogar als „Klein St. Pauli“ bezeichnet wurde. Durch Autobahnbau, Kriegsschäden und die Erweiterung der Zollstation Veddel gingen fast alle Zeugnisse dieser urbanen Kultur verloren.
Nur der Ballsaal am Veddeler Elbdeich 23 überlebte die Jahrzehnte und wurde zuletzt bis 2002 für ein Tonstudio im Keller und als Lagerraum einer Reinigungsfirma im Erdgeschoss genutzt. Von Außen stark überformt, war im Innern mit seiner Originalbemalung, den Halbsäulen, Stukkaturen und Parkettfußböden noch viel vom früheren Charme erkennbar.
Epilog
Einen Winter lang stand der Alte Ballsaal am Veddeler Elbdeich wieder leer. Die Besitzerin, die Hamburg Port Authority (HPA), sah keine Möglichkeit, eine temporäre Weiternutzung zu gestatten, da sie plötzlich Sicherheitsbedenken bezüglich der Bausubstanz hegte.
Der Hamburger Denkmalverein stufte das Gebäude als denkmalwürdig ein.
Dann, am 25. Mai 2009, wurde der Alte Ballsaal zum letzten Mal aus seinem Dornröschenschlaf gerissen. Abrissbagger besiegelten wieder einmal das Schicksal eines stadthistorisch wichtigen Gebäudes, dessen Grundstück jetzt seiner Lage als Teil des Hafengebietes entsprechend „verwertet“ werden soll.
In Vorbereitung auf die Internationale Bauausstellung 2013 (IBA 2013) sollte eine Ausstellung an diesem Ort die historische Nutzung veranschaulichen und den Brückenschlag zur anstehenden städtebaulichen Entwicklung „Masterplan Elbbrücken“ schaffen.
IhreGeschichte hat im Auftrag von KuBaSta e.V. die historischen Recherchen zur Bau- und Nutzungsgeschichte des Objekts und des umgebenden Stadtviertels durchgeführt. Es folgten Bildrecherchen, die Klärung von Nutzungsrechten und die Erstellung von Ausstellungsdigitalisaten.
Mit Hilfe vieler privater Sammler und Zeitzeugen ist es uns gelungen, ein lebendiges Bild von der Bedeutung des ehemaligen Ballhauses und späteren Postamts für den Stadtteil und seine Bewohner zu zeichnen.
Die Ausstellung mit historischen Bildprojektionen und begleitendem Vortragsprogramm war vom 21. August bis 02. Oktober 2008 werktags von 14 bis 18 Uhr und an den Wochenenden von 12 bis 18 Uhr geöffnet.
Am 23. August begaben wir uns im Erzählcafé mit Zeitzeugen auf Spurensuche zur Geschichte des Ballsaals.
Am 13. und 14. September 2008 nahmen an den Führungen im Rahmen des Tag des Offenen Denkmals mehr als 200 interessierte Besucher teil.
DIE WELT vom 15. August 2008 „Brüchige Renaissance eines Ballsaals“
Der Neue Ruf vom 16. August 2008 „Infos zur Veddeler Historie“
Hamburger Abendblatt vom 20. August 2008 „Anlauf zum Sprung über die Elbe“
Harburger Nachrichten vom 28. August 2008 „Der Charme vergangener Zeit“
Hamburger Morgenpost vom 30. Oktober 2008 „Diese Bruchbude ist ein Schmuckstück“
Hamburg 1 vom 16. September 2008 „Wir in Hamburg – Alter Ballsaal auf der Veddel“
SAT1 vom 23. September 2008 „17:30 live – Kleines Juwel auf der Veddel“